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Erbe ausschlagen – Wann es sinnvoll sein kann

Erbe ausschlagen: Ein Richterhammer liegt auf einem Tisch Pexels / Ekaterina Bolovtsova

In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, ein Erbe auszuschlagen. Zum Beispiel bei Überschuldung oder einer unklaren Nachlasslage. Wir verraten dir in diesem Artikel, wie eine Ausschlagung funktioniert, welche Fristen gelten, welche Unterlagen zur Ausschlagung nötig sind und welche Folgen dieser Schritt hat. 

Erbe ausschlagen: Was bedeutet das?

In einem Todesfall geht gemäß der gesetzlichen Erbfolge eine Erbschaft automatisch auf die Erb:innen über. Eine Erbschaft muss also nicht aktiv angenommen werden. Wenn du allerdings die dir zustehende Erbschaft nicht annehmen möchtest, hast du die Möglichkeit, das Erbe auszuschlagen. Mit der Erbausschlagung verzichtest du dann auf die Rechte und Pflichten, die mit dem Erbe verbunden sind. Das bedeutet, du erhältst kein Vermögen, aber du musst auch keine möglichen Schulden übernehmen. Im Falle der Erbausschlagung geht das Erbe dann an die nächste Person in der gesetzlichen Erbfolge über.

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Wann macht es Sinn, eine Erbschaft auszuschlagen?

Du bist nicht dazu verpflichtet, ein Erbe anzutreten. Dieses Recht, zu der Hinterlassenschaft nein zu sagen, soll Erb:innen schützen. Denn im Falle einer Erbschaft erhältst du nicht nur das Vermögen, sondern auch die Schulden der verstorbenen Person. Für diese Schulden haftest du dann mit deinem Privatvermögen. 

Deshalb gibt es beim Erbe Ausschlagen verschiedene Szenarien, in denen es sinnvoll sein kann, eine Erbschaft auszuschlagen.

  • Das Erbe besteht nur aus Schulden

    Wenn dir ausschließlich Schulden hinterlassen werden, ist es sinnvoll, die Erbschaft auszuschlagen. Denn wenn du einer überschuldeten Erbschaft zustimmst, kann das für dich gleichbedeutend mit dem finanziellen Ruin sein. Die Gläubiger:innen der verstorbenen Person würden sich dann auf jeden Fall freuen. Also besser ausschlagen.

  • Die Immobilie, die du erben würdest, ist sanierungsbedürftig

    Wenn die Erbschaft hauptsächlich aus einer Immobilie besteht, die lange Zeit nicht mehr renoviert wurde, kann es ebenfalls sinnvoll sein, die Erbschaft auszuschlagen. Die Instandhaltungskosten, die nun folgen können, sind nämlich nicht zu unterschätzen. Wenn die zu erwartenden Kosten den finanziellen Nutzen der Immobilie übersteigen, solltest du über eine Ausschlagung nachdenken. 

  • Du steckst in einer Privatinsolvenz

    Wenn du als Erb:in in einer Privatinsolvenz steckst, fällt die Hälfte der Erbschaft an den oder die Insolvenzverwalter:in. Schlägst du das Erbe aus, erhält der oder die Nächste in der Erbfolge deinen Anteil und der Insolvenzverwalter oder die Insolvenzverwalterin geht leer aus.

Erbe ausschlagen: Wie funktioniert die Ausschlagung formal?

Um ein Erbe auszuschlagen, muss der Erbe oder die Erbin persönlich beim Nachlassgericht vorstellig werden und sich ausweisen. Es ist nicht möglich, ein Erbe am Telefon oder mit einem formlosen Schreiben auszuschlagen. Die Ausschlagung des Erbes kann dabei sowohl am Nachlassgericht beim letzten Wohnsitz des Erblassers oder der Erblasserin, oder am Wohnsitz der Erb:innen vorgenommen werden, muss aber persönlich geschehen.

Erbe ausschlagen: Mann unterschreibt einen Vertrag
Pexels / Sora Shimazaki

Welche Frist gilt beim Erbe ausschlagen – und wann beginnt sie?

Die Fristen einer Erbausschlagung betragen 6 Wochen ab Kenntnis des Erbfalls. In dieser Zeit kannst du dich entscheiden, ein Erbe anzunehmen oder ein Erbe auszuschlagen. In der Regel beginnt die Frist mit dem Todesdatum des Erblassers oder der Erblasserin. Kannst du aber nachweisen, dass du erst später Kenntnis über den Tod erlangt hast, läuft die Frist ab diesem Kenntniszeitpunkt. Eine Ausnahme besteht, wenn der oder die Erblasser:in im Ausland gelebt hat: Dann beträgt die Frist zum Erbe ausschlagen 6 Monate.

Das kostet die Erbausschlagung

Die Ausschlagung einer Erbschaft muss von eine:r Notar:in oder dem Nachlassgericht beurkundet werden, weshalb grundsätzlich persönliches Erscheinen unter Vorlage eines gültigen Personalausweises erforderlich ist. Die Grundgebühr für eine Erbausschlagung bei überschuldetem Nachlass beträgt in Hamburg beispielsweise 30 €. Diese Gebühr muss die Person tragen, die das Erbe ausschlagen möchte.

Erbe ausschlagen: Diese Formulare und Unterlagen sind nötig

Wenn du ein Erbe ausschlagen möchten, benötigst du in jedem Fall folgende Unterlagen:

Auch eine Sterbeurkunde des Erblassers oder der Erblasserin, sowie Informationen zu anderen Erb:innen und Kindern können dem Nachlassgericht hilfreich sein.

Fazit: Ausschlagung ist ein Schutzmechanismus – mit klaren Regeln.

Eine Erbausschlagung gibt Erb:innen die Möglichkeit, eine unerwünschte Erbschaft abzulehnen. Die Ausschlagung ergibt vor allem dann Sinn, wenn der Nachlass überschuldet ist. Wenn du in Erwägung ziehst, eine Erbschaft auszuschlagen, solltest du bis zum Termin der Ausschlagung bedacht und überlegt vorgehen. Dazu zählt auch, dass du nicht vorschnell einen Erbschein beantragst, denn dann kann es sein, dass die Erbschaft als angenommen zählt und du dein Ausschlagungsrecht verlierst.

Warum die rechtzeitige Nachlassplanung wichtig ist

Die Regelung des Nachlasses ist eine wichtige und persönliche Angelegenheit, die man nicht auf die lange Bank schieben sollte. Mit einem Testament oder einem Erbvertrag kannst du deinen letzten Willen festlegen und deinen Angehörigen Klarheit und Sicherheit geben, ohne auf die gesetzliche Erbfolge angewiesen zu sein. Je nach Lebenssituation und Wünschen kann die passende Form der Nachlassregelung gewählt werden. Und für mehr Informationen zu Themen wie der Vorsorgevollmacht, Bestattungskosten und Testamentsvollstreckung, lies weiter.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wann kann ich ein Erbe ausschlagen?

Innerhalb von 6 Wochen nach Bekanntwerden des Erbfalls.

Warum sollte man ein Erbe ausschlagen?

Wenn Schulden oder Risiken bestehen oder du das Erbe nicht annehmen möchtest.

Wo muss ich das Erbe ausschlagen?

Beim zuständigen Nachlassgericht oder über eine:n Notar:in.

Welche Kosten entstehen?

Rund 30 € beim Gericht – ggf. mehr beim Notar oder der Notarin.

Was passiert nach der Ausschlagung?

Das Erbe geht an die nächste Person in der gesetzlichen Erbfolge.