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Finanzagent: Strafbarer Kontomissbrauch statt „schnelles Geld ohne Aufwand“

Grafik Finanzagent: grüner Kopf mit Pfeilen von und zu Symbol für Online-Shop, Pfeile mit Symbolen für Überweisungen, Geldforderungen und juristische Schritte in richtung eines roten Kopfes, der wiederum Geld an einen grauen maskierten Kopf zahlt, dem der Online-Shop gehört. Torsten Borchers

Jobangebote als „Finanzagent:in“ bekommen? Du sollst dein Konto gegen eine Provision für fremde Zahlungen zur Verfügung stellen? Fall nicht auf Betrüger:innen herein! Denn statt Zusatzeinkommen droht ein Strafverfahren wegen Verdachts auf Geldwäsche. Lies weiter, um mehr zu erfahren.

Die Ansprache und der Kontaktweg können sich unterscheiden, die Masche ist aber gleich: Dein Konto soll für Transaktionen von anderen Leuten genutzt werden – gegen eine Provision. Doch was als coole Idee für schnelles Geld erscheint, ist strafbar. Wir sagen dir, wie die kriminelle Masche abläuft und wie du Gefahren erkennst.

Betrugsmasche Finanzagent: Es beginnt meist harmlos . . .

„Hey, das Konto eines Kumpels ist gerade gesperrt, aber er wartet auf ein paar wichtige Zahlungen. Lass ihn doch dafür dein Konto nutzen. Dann fällt für dich eine Provision ab.“ So könnte ein verhängnisvolles Gespräch beginnen, das deine Zukunft negativ beeinflussen könnte. Es kann aber auch sein, dass du von Leuten vorm Einkaufszentrum oder sonst wo angequatscht wirst: „Hey, willst du easy Money machen? Dafür brauche ich nur für ein paar Tage deine Girokarte und die PIN.“ Auf Snapchat oder TikTok gibt es Anzeigen oder in Kommentaren Hinweise auf „Quick Money – schnelles Geld ohne Aufwand“ oder „Easy Job – Dein Konto arbeitet für Dich“.

Es können auch entsprechende Nachrichten in Messenger-Diensten oder ein vermeintliches Jobangebot per E-Mail sein. Der Kommunikationsweg oder die benutzten Worte sind egal, entscheidend ist, was gewollt wird: Zugang zu deinem Konto und/oder deiner Bankkarte mit PIN. Die Ansprache und der Kontaktweg können sich unterscheiden, die Masche ist aber gleich: Dein Konto soll für Transaktionen von anderen Leuten genutzt werden – gegen eine Provision. Doch was als coole Idee für schnelles Geld erscheint, ist strafbar. Wir sagen dir, wie die kriminelle Masche abläuft und wie du Gefahren erkennst.

Finanzagent: So läuft der Betrug ab

„Beim Finanzagenten-Betrug werben Kriminelle Personen an, die ihre Bankkonten für Zahlungseingänge sowie Weiterleitungen und Barabhebungen zur Verfügung stellen. Dafür gibt es eine Provision“, sagt Polizeioberkommissarin Julia Kühl. Sie arbeitet in der Kriminalprävention der Polizei Hamburg. „Hier nutzen Kriminelle die Arglosigkeit vor allem junger Leute schamlos aus, denn sie erkennen meist die dahinterstehende Gefahr nicht.“

Schüler als Finanzagenten: Ein Mädchen (ca. 14 Jahre alt) und ein Junge (ca. 16 Jahre alt) stehen an einer Straßen mit Bäumen. und Mehrfamilienhäusern aus rotem Backstein. Das Mädchen hält eine Haspa-Bankkarte in die Kamera, der Junge ein Smartphone mit einer Seite des Haspa-OnlineBankings.
Deine Sparkassen-Karte und die Zugangsdaten für dein Online-Banking gehören dir allein, nicht anderen. Also gib weder die Karte noch Passwörter, PIN oder andere Daten weiter! Foto: Torsten Borchers unterstützt durch KI

Dein Konto, ihre Verbrechen, deine Konsequenzen

Denn die als Finanzagent:innen fungierenden Personen wissen in der Regel nicht, woher das überwiesene Geld kommt bzw. was der wirkliche Grund für die Zahlungen ist. Meist stammt es aus kriminellen Aktivitäten, wie Warenbetrug, Phishing, Fake-Shops oder Erpressung. So überweist z. B. jemand Geld auf dein Konto, weil geglaubt wird, damit eine Spielekonsole zu kaufen, oder ein Vater bezahlt vermeintlich für seine Tochter eine dringend fällige Rate oder Rechnung, da sie wegen eines verlorenen Handys angeblich gerade kein Online-Banking machen könne. Tatsächlich wird weder Ware ankommen und noch hat der Vater seiner Tochter geholfen – die Kriminellen heben lediglich die überwiesenen Beträge von deinem Konto ab.

Stell dir folgende Fragen: An wen wenden sich die Geschädigten wohl, wenn sie ihr Geld zurückfordern oder mit Hilfe von Rechtsanwält:innen Schadensersatzansprüche einklagen? An wen wenden sich Polizei und Staatsanwaltschaft, wenn sie wegen Geldwäsche (§ 261 Strafgesetzbuch) oder Betruges (§ 263 StGB) oder Beihilfe zu diesen oder weiteren Straftaten ermitteln? An die Person, der das Konto gehört.

Vermutlich erinnerst du nicht mehr daran, was du bei Abschluss deines Kontovertrages unterschrieben hast –– egal, wo du ein Konto hast:

Finanzagent Geldwäsche: Das Bild gibt einen rechtlichen Passus bei Kontoeröffnungen wieder:. er lautet: "Angabe nach §3 Geldwäschegesetz. ich versichere als Vertragspartner im eigenen wirtschaftlichen Interesse und nicht auf fremde Veranlassung (insbesondere nicht als Treuhänder) zu handeln."

Das ist für Dich wichtig zu wissen

Bei jeder Bank oder Sparkasse müssen Privatpersonen (also auch du) ausdrücklich bestätigen, dass sie das Konto nur für sich selbst und nicht für Fremde nutzen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Wer Geld für Dritte über sein Konto schleust, verstößt gegen die Geschäftsbedingungen und das Geldwäschegesetz.

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Job als Finanzagent:in – Du denkst, es ist harmlos. Sie wissen, dass es kriminell ist!

„Was nach einem schnellen und lukrativen Nebenverdienst klingt, wird sehr wahrscheinlich eine Straftat sein“, warnt Polizistin Kühl. „Wenn dir die Leute auf Nachfrage erzählen, dass dir nichts passieren kann, dann lügen sie. Hier machen sich nicht nur die Kriminellen, die im Hintergrund bleiben, strafbar, sondern auch diejenigen, die ihr Konto zur Verfügung stellen. Denn sie ermöglichen das Verschleiern illegaler Finanzströme und Geschäfte und erhalten dafür eine Provision.“

Die Beamtin des Landeskriminalamtes (LKA) Hamburg berichtet: „Im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen versuchen sich die meist jungen Leute zunächst herauszureden. Sie behaupten, da hätte wohl jemand illegal Zugang zum Konto gehabt.“ Tatsächlich waren sie es fast immer selbst, die den Kriminellen die Kontodaten oder auch die Bankkarte inklusive PIN weitergegeben haben. Die Polizistin empfiehlt jungen Leuten, hellhörig zu werden, wenn ihnen „Geld ohne Aufwand“ angeboten wird. Auf keinen Fall sollten sie Anderen Zugang zu ihrem Konto gewähren, indem sie die Daten fürs Online-Banking, die Girokarte, geschweige denn die PIN weitergeben.

„Wenn wir verdächtige Kontobewegungen feststellen, sind wir gesetzlich verpflichtet, diese zu überprüfen und weitere Schritte einzuleiten. Diese können dann ggf. bis zu einer Kontokündigung führen. Damit es gar nicht erst soweit kommt, klären wir gemeinsam mit dem LKA über diese kriminelle Masche auf“, betont André Grunert, Pressesprecher der Hamburger Sparkasse (Haspa). Es soll vermieden werden, dass weitere Menschen in die Falle tappen.

Finanzagent: Das kommt auf dich zu

Wenn du dein Konto Fremden für deren Geschäfte zur Verfügung stellst, wirst du Mittäter:in! Die Betrüger:innen, die das alles eingefädelt haben, sind mit dem Geld schneller abgetaucht als du gucken kannst. Und was ist mit dir?
Du hast im Zweifel:

  • Ein Strafverfahren sowie Mahnungen und Zivilprozesse wegen Schadensersatzansprüchen für die Opfer am Hals

  • Im Falle einer Verurteilung einen Eintrag im Bundeszentralregister (das „polizeiliche Führungszeugnis“ brauchst du z. B. für Bewerbungen und bestimmte Genehmigungen)

  • Kein Konto mehr, weil du gegen die Bedingungen für die Nutzung des Kontos verstoßen hast und die Bank dir deshalb dein Konto kündigt

  • Künftig Probleme, ein Bankkonto, eine Kreditkarte oder einen Kredit zu beantragen, Verträge für Mobilfunk, Streamingdienste oder bei Online-Shops abzuschließen. Denn viele Unternehmen fragen vor Genehmigung des Antrages z. B. bei der Schufa nach. Dort würdest du nämlich künftig wegen deines Handelns als unzuverlässig eingestuft.

Das kommt zusätzlich auf dich zu

Zusätzlich zu den oben genannten Punkten droht dir auch noch Ärger mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Denn die stuft das Annehmen und Weiterleiten von Zahlungen Dritter gegen Provision als gewerbsmäßiges Finanztransfergeschäft ein. Das ist ohne eine vorherige schriftliche Erlaubnis der BaFin eine Straftat. Deshalb hat die BaFin bereits Verfahren wegen des Betreibens unerlaubter Finanzdienstleistungsgeschäfte gegen Betroffene eingeleitet.

Finanzagent: So läuft der Betrug ab
Torsten Borchers

So fällst du nicht auf Betrüger:innen herein

Von der Polizei Hamburg gibt es folgende Tipps:

  • Vorsicht bei Stellenangeboten

    Sei skeptisch gegenüber Jobanzeigen, die schnell viel Geld ohne Qualifikation oder wenig Aufwand versprechen. „Wenn ein Jobangebot zu gut erscheint, um wirklich wahr zu sein, ist es meistens nicht real oder legal“, betont Kühl.

  • Dein Konto gehört nur dir

    Stelle es deshalb nicht anderen Leute für deren Zahlungsverkehr zur Verfügung.

  • Schütze deine Daten

    Gib deine Bankdaten, aber auch andere persönliche Daten und Passwörter nicht weiter!

  • Sei skeptisch

    Wenn du aufgefordert wirst, „mal eben kurz“ Transaktionen für Dritte durchzuführen.

  • Achte auf deine Umsätze

    Kontrolliere regelmäßig deine Kontobewegungen. Gibt es Umsätze, die nicht nachvollziehbar sind? Sprich mit deiner Bank oder Sparkasse, um das aufzuklären. Hast du eine unerwartete Gutschrift erhalten, die du wieder zurücküberweisen sollst? Rückbuchungen sollten nur auf das Ursprungskonto erfolgen, nicht auf andere Konten.

  • Sei misstrauisch

    Wenn du dich über ein Identifikationsverfahren (z.B. Videoident oder PostIdent) für etwas legitimieren sollst, was du nicht selbst beantragt hast. Frage ausdrücklich nach, bevor du dich identifizierst, wofür diese Identifikation nötig ist und wer sie beauftragt hat! Wenn du keinen solchen Vertrag mit der beauftragenden Firma abgeschlossen hast, dann identifiziere dich nicht.

  • Nicht klicken

    Wenn du E-Mails mit Anhängen und Links erhältst, in denen jemand ein Jobangebot unterbreitet, pass auf! Sie enthalten sehr häufig Schadsoftware oder führen auf gefälschte Seiten, die Daten abfischen.

Typische Sätze von Kriminellen, die dich ködern wollen:

• „Du musst nichts machen, wir brauchen nur deine Bankkarte.“
• „Das ist legal, du bekommst sogar eine Provision.“
• „Ich mache was in Bitcoins und kann dir etwas Geld beschaffen.“
• „Du hilfst damit jemandem in Not.“

Finanzagent: ein internationales Problem

Der Betrug mit der Masche Finanzagent:in ist kein auf Deutschland begrenztes Phänomen, sondern schon immer ein internationales gewesen. Deshalb warnen seit Jahren z. B. auch die europäische Polizeibehörde Europol und die US-amerikanische Bundespolizei FBI vor der Masche, die im englischsprachigen Raum als Money Mule bezeichnet wird. Damit ist gemeint, dass die Betroffenen als Maultiere das Geld von Kriminellen transportieren. Deshalb wird in einer Kampagne mit dem Titel #dontbeaMule mit Flyern und Postern geraten, nicht zum – frei übersetzt – Geldesel und damit auch Mittäter:in zu werden. Ermittlungsbehörden in allen Ländern warnen: „Leichtes Geld ist schmutziges Geld“. Als Zielgruppen suchen sich die Kriminellen übrigens nicht nur Schülerinnen und Schüler sowie Studierende aus, sondern z. B. auch Arbeitslose und Menschen mit finanziellen Schwierigkeiten. Meist werden Personen zwischen 18 und 34 Jahren gesucht. Übrigens fallen mehr Männer als Frauen auf die Finanzagent-Masche herein.

Auch die deutsche Polizei und Banken warnen regelmäßig vor dem Betrug. Die Bremer Polizei hat z. B. ein kurzes Video dazu gedreht und rät: #keinkontofürkriminelle.

Was können Familienangehörige, Vertrauenspersonen an Schulen und gute Freud:innen tun?

„Aufklärung ist der beste Schutz“, betont LKA-Beamtin Kühl. „Mit Kindern oder Jugendlichen ruhig und offen über die Risiken sprechen. Viele von ihnen handeln aus Unwissenheit und lassen sich leicht unter Druck setzen oder mit vermeintlich schnellem Geld ohne Aufwand locken.“ Ihr Tipp: „Sprich mit dem betroffenen Familienmitglied darüber und zeige die Konsequenzen auf. Sei verständnisvoll und biete deine Hilfe an.“

Wichtige Maßnahmen:

• „Regelmäßig Kontoaktivitäten von Jugendlichen kontrollieren.
• Für den Schutz von Zugangsdaten, insbesondere fürs Online-Banking, sensibilisieren.
• Kinder und Jugendliche ermutigen, bei Unsicherheiten mit vertrauenswürdigen Erwachsenen zu sprechen.

Lehrkräfte könnten das Thema im Sozialkunde- oder Wirtschaftskunde-Unterricht aufgreifen. Außerdem können auch Finanzexpert:innen über das Projekt School meets Finance eingeladen werden.