Erbschein beantragen: Short Facts im Überblick
- Der Erbschein ist der offizielle Nachweis, dass du rechtmäßig erben darfst. Ohne ihn geht bei Banken, Versicherungen oder Grundbuchämtern oft nichts.
- Beantragt wird der Erbschein beim Nachlassgericht am letzten Wohnort der verstorbenen Person, entweder selbst oder mit Unterstützung eines Notars oder einer Notarin.
- Für den Erbscheinantrag brauchst du unter anderem die Sterbeurkunde, einen Identitätsnachweis und den Nachweis deiner Erbberechtigung (zum Beispiel Testament oder gesetzliche Erbfolge).
Inhalte im Überblick
Erbschein beantragen: Was ist das?
Ein Erbschein bestätigt, wer rechtmäßig das Erbe des Erblassers oder der Erblasserin erhält. Das heißt, mit diesem Papier kannst du offiziell nachweisen, dass du das Erbe oder Erbin antreten darfst. Gerade wenn es um Banken, Versicherungen oder Immobilien geht, wird oft ein Erbschein verlangt, um zu zeigen, wer berechtigt ist, über das Vermögen zu verfügen. Kurz gesagt: Der Erbschein ist der Schlüssel zum Nachlass. Ohne ihn kannst du bei manchen Stellen nicht einfach so handeln.
Deine Anlaufstelle für den Erbscheinantrag
Den Erbschein beantragst du beim zuständigen Nachlassgericht, das für den letzten Wohnort der verstorbenen Person zuständig ist. Du kannst den Antrag entweder schriftlich selbst stellen oder dich von einem Notar oder einer Notarin dabei unterstützen lassen – viele gehen diesen Weg, weil die Notar:innen auch bei komplizierteren Erbfällen helfen und den Antrag für dich vorbereiten. Das Nachlassgericht prüft dann deine Angaben und stellt den Erbschein aus, wenn alles passt.
Welche Unterlagen brauchst du für den Antrag?
Damit das Nachlassgericht deine Erbberechtigung prüfen kann, musst du einige Dokumente einreichen:
- Sterbeurkunde des oder der Verstorbenen
- Deinen Personalausweis oder Reisepass als Identitätsnachweis
- Nachweis der Erbberechtigung
- Testament oder Erbvertrag
- Falls kein Testament vorliegt, Angaben zur gesetzlichen Erbfolge (zum Beispiel als Kind oder Ehepartner:in)
- Manchmal auch weitere Unterlagen, je nach Situation (Heiratsurkunde, Geburtsurkunden, bei Erbengemeinschaften die Vereinbarungen etc.)
Tipp: Am besten fragst du direkt beim Nachlassgericht nach, welche Unterlagen sie genau brauchen!
Wie lange dauert die Ausstellung und was kostet der Erbschein?
Die Dauer bis zur Ausstellung des Erbscheins variiert je nach Nachlassgericht und Komplexität deines Falls. Gut zu wissen: Es gibt keine Frist, innerhalb derer du den Erbscheinantrag stellen musst. In der Regel kannst du mit 2 bis 6 Wochen rechnen, bis du den Erbschein bekommst. Die Höhe der Gebühren richten sich nach dem Wert des Nachlasses und liegen ungefähr bei 1 % davon – das regelt das Gerichts- und Notarkostengesetz (GNotKG). Also: Je höher der Nachlasswert, desto höher die Kosten. Wenn du den Antrag über einen Notar stellst, kommen noch dessen Gebühren hinzu.
Wer stellt den Erbschein aus und worauf solltest du achten?
Der Erbschein wird ausschließlich vom Nachlassgericht ausgestellt. Wichtig ist, dass alle relevanten Erb:innen korrekt im Erbschein aufgeführt sind, denn nur so ist er rechtskräftig und kann nicht angefochten werden. Wenn jemand fehlt oder falsche Angaben drinstehen, kann es zu Problemen kommen: etwa Streit unter den Erb:innen oder Verzögerungen bei der Nachlassabwicklung. Deshalb solltest du bei dem Erbscheinantrag sorgfältig sein und im Zweifel professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

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Typische Anwendungsfälle für den Erbschein
Was passiert, wenn du keinen Erbschein hast?
Manchmal kann es passieren, dass du keinen Erbschein hast, obwohl du ihn eigentlich brauchst. Zum Beispiel, wenn ein Konto gesperrt bleibt oder ein Grundstück nicht übertragen werden kann. Ohne Erbschein können Banken das Geld nicht freigeben, Versicherungen zahlen nicht aus und das Grundbuchamt kann keine Änderungen vornehmen. In solchen Fällen blockiert das Fehlen des Erbscheins den Zugriff auf das Erbe und verzögert die gesamte Nachlassabwicklung. Deshalb ist der Erbschein so wichtig: Er gibt dir rechtliche Sicherheit und ermöglicht dir, als Erbe oder Erbin zu handeln!
Arten von Erbscheinen
Je nach Erbkonstellation gibt es unterschiedliche Arten von Erbscheinen, die sich an den Bedürfnissen der Erb:innen und den Besonderheiten des Nachlasses orientieren:
Alleinerbschein (Einzelerbschein)
Wird ausgestellt, wenn eine Person allein erbt – entweder durch gesetzliche Erbfolge oder durch ein Testament, das einen Alleinerben oder eine Alleinerbin bestimmt. Im Alleinerbschein wird ausschließlich diese Person als Erbe ausgewiesen.
Gemeinschaftlicher Erbschein
Wird benötigt, wenn mehrere Personen gemeinsam erben (Erbengemeinschaft). Der gemeinschaftliche Erbschein weist alle Miterben aus und gibt in der Regel die jeweiligen Erbquoten an. Diese Variante ist bei Erbengemeinschaften der Regelfall.
Teilerbschein
Wird erteilt, wenn nur für einen Teil der Erb:innen die Erbfolge feststeht oder wenn einzelne Erben ihren Anteil nachweisen müssen. Im Teilerbschein wird nur der Erbteil des Antragstellers bestätigt, nicht aber die Anteile der übrigen Erb:innen. Praktisch ist der Teilerbschein etwa, wenn ein Erbe oder eine Erbin unabhängig von den anderen über seinen Anteil verfügen möchte, zum Beispiel beim Verkauf einer geerbten Immobilie.
Fazit: Warum der Erbschein für dich so wichtig ist
Der Erbschein ist ein amtliches Dokument, das dein Erbrecht bestätigt und dir erlaubt, das Erbe rechtlich sicher anzutreten. Er ist besonders wichtig bei Banken, Versicherungen und Immobilien. Die Beantragung erfolgt beim Nachlassgericht, kostet ungefähr 1 % des Nachlasswerts und dauert in der Regel 2 bis 6 Wochen. Wenn du frühzeitig den Erbscheinantrag stellst, alle notwendigen Unterlagen bereithältst und gegebenenfalls einen Notar oder eine Notar:in hinzuziehst, vermeidest du Verzögerungen und unnötigen Ärger. Damit kannst du dein Erbe sicher und sorgenfrei regeln.
FAQ: Fragen zum Thema Erbschein beantragen
Was ist ein Erbschein genau?
Ein amtliches Dokument vom Nachlassgericht, das bestätigt, wer rechtlich erbt.
Wann brauche ich einen Erbschein?
Zum Beispiel für Banken, Versicherungen oder Immobilien. Nicht nötig, wenn ein eindeutiges Testament vorliegt und ein Nachlassprotokoll erstellt wurde.
Wo kann ich den Erbschein beantragen?
Beim Nachlassgericht am letzten Wohnort der verstorbenen Person.
Wie hoch sind die Kosten für den Erbschein?
Etwa 1 % des Nachlasswerts, gestaffelt nach dem Gerichts- und Notarkostengesetz.
Wie lange dauert die Ausstellung?
Der Erbscheinantrag wird in der Regel innerhalb von 2 bis 6 Wochen bearbeitet, je nach Gericht und Vollständigkeit der Unterlagen.
Warum die rechtzeitige Nachlassplanung wichtig ist
Die Regelung des Nachlasses ist eine wichtige und persönliche Angelegenheit, die man nicht auf die lange Bank schieben sollte. Mit einem Testament oder einem Erbvertrag kannst du deinen letzten Willen festlegen und deinen Angehörigen im Ernstfall unnötige Steuerzahlungen ersparen. Und für mehr Informationen zu Themen wie der Vorsorgevollmacht, Bestattungskosten, Erbschaft ausschlagen und Testamentsvollstreckung, lies weiter.