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Früher in die Rente: Alles, was du wissen musst

Früher in Rente, Frau steht im Wald Unsplash / Annie Spratt

Wie kannst du dir einen vorzeitigen Ruhestand leisten, ohne auf deine Lebensqualität zu verzichten? Welche Vorteile und Nachteile hat ein früherer Ausstieg aus dem Berufsleben? In diesem Artikel geben wir dir einige Tipps und Ratschläge, wie du deinen Traum von einem frühen Ruhestand verwirklichen kannst.

Um früher in Rente zu gehen, musst du dich rechtzeitig um deine finanzielle Situation kümmern. Das bedeutet, dass du deine Einnahmen und Ausgaben genau kalkulieren, deine Sparquote erhöhen, deine Schulden abbauen und deine Anlagestrategie anpassen solltest. Du solltest auch berücksichtigen, dass du für jeden Monat, den du in Frührente gehst, einen Rentenabschlag von 0,3 % auf deine monatliche Rente hinnehmen musst. Das bedeutet, dass du dauerhaft weniger Geld bekommst, als wenn du bis zum regulären Rentenalter (aktuell bei 67 Jahren) arbeiten würdest. Um die finanziellen Einbußen auszugleichen, kannst du allerdings verschiedene Möglichkeiten nutzen.

Mehr in die Rentenkasse einzahlen

Eine Möglichkeit, früher in Rente zu gehen, ohne Abzüge hinnehmen zu müssen, besteht darin, mehr in die Rentenkasse einzuzahlen. Einfach gesagt: Je höher die Beiträge sind, desto mehr Rentenpunkte sammelst du. Und je mehr Rentenpunkte du hast, desto höher fällt deine Rente aus. Du kannst zum Beispiel freiwillige Beiträge leisten, wenn du selbstständig bist, eine Auszeit nimmst oder im Ausland arbeitest. Alternativ kannst du auch Sonderzahlungen leisten, um Abschläge auszugleichen oder zu vermeiden. Außerdem hast du die Möglichkeit, zusätzliche Rentenpunkte zu kaufen.

Das ist besonders sinnvoll, wenn du nur wenige Monate früher in Rente gehen möchtest. Beitragslücken aus der Vergangenheit können ebenfalls geschlossen werden, beispielsweise durch Zeiten ohne Beitragszahlung aufgrund von Kindererziehung, Pflege oder Arbeitslosigkeit. Allerdings müssen hierfür bestimmte Fristen eingehalten werden.

Früher in die Rente, Altes Ehepaar spielt Videospiele
Pexels / MART PRODUCTION

Flexi-Rente nutzen

Eine weitere Möglichkeit, früher in Rente zu gehen, ist die Flexirente. Damit kannst du bereits mit 63 Jahren ganz oder teilweise in Rente gehen, wenn du mindestens 35 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt hast. Dabei kannst du selbst entscheiden, wie viel du noch arbeiten und wie viel Rente du beziehen möchtest.

Allerdings musst du auch hier mit Abschlägen rechnen, wenn du vor dem regulären Rentenalter in Rente gehst. Diese können aber durch zusätzliche Beiträge ausgeglichen oder vermieden werden. Außerdem musst du weiterhin Steuern und Sozialabgaben zahlen, wenn du neben deiner Rente noch arbeitest.

Lebensarbeitszeitkonto nutzen

Eine dritte Möglichkeit, in Frührente zu gehen, besteht darin, ein Lebensarbeitszeitkonto zu nutzen. Auf diesem Konto kannst du Zeit oder Geld ansparen, um diese später für eine längere Freistellung von der Arbeit zu verwenden. Du kannst zum Beispiel dein Urlaubsgeld, Teile des Gehalts oder Überstunden auf ein Arbeitszeitkonto einzahlen. Das angesparte Wertguthaben kannst du dir dann vor dem eigentlichen Renteneintritt auszahlen lassen, um die Zeit bis zur Rente zu überbrücken.

Bei diesem Modell musst du jedoch bestimmte Regeln beachtet werden, wie beispielsweise Höchstgrenzen für die Einzahlungen, steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Aspekte sowie die Absicherung des Arbeitszeitkontos gegen Insolvenz oder Kündigung. Nicht alle Arbeitgeber:innen bieten ein Lebensarbeitszeitkonto an, daher solltest du dich im Voraus informieren, ob diese Option für dich infrage kommt.

Einen Nebenjob suchen

Die 4. Möglichkeit, früher in Rente zu gehen, besteht darin, einen Nebenjob zu finden, der dir Spaß macht und dir zusätzliches Einkommen bringt. Wenn du früher aus dem Arbeitsleben ausscheiden möchtest, zum Beispiel mit 60 Jahren, kannst du deine Rente mit einem Nebenjob aufbessern. Dabei darfst du bis zu 538 € (Stand: 2024) pro Monat verdienen, ohne dass sich das auf deine Rente auswirkt. Verdienst du mehr, wird ein Teil deiner Rente abgezogen. Dennoch hast du die Möglichkeit, weiterhin in die Rentenkasse einzuzahlen, um deinen Rentenanspruch zu erhöhen. Ein Nebenjob kann aber nicht nur finanziell helfen, sondern auch sozial und mental. Du kannst neue Kontakte knüpfen, deine Fähigkeiten einsetzen oder erweitern und dich gleichzeitig sinnvoll beschäftigen.

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Immobilienrente nutzen

Eine Immobilienrente bedeutet, du verkaufst oder beleihst dein Wohneigentum und erhälst dafür eine lebenslange Rente. Du kannst weiterhin in deinem Haus oder deiner Wohnung wohnen bleiben, musst aber das Eigentum oder einen Teil davon an die Käufer:innen oder den/die Kreditgeber:in abtreten. Allerdings musst du auch hier einige Nachteile in Kauf nehmen, wie beispielsweise Kosten und Gebühren, Steuern und Erbschaftsfolgen. Zudem solltest du dir gut überlegen, ob du überhaupt bereit bist, dein Eigentum aufzugeben.

Früher in Rente, Zwei alte Männer spielen Schach
Unsplash / Vlad Sargu

Du willst früher in Rente? So wird berechnet

Um deine Rente zu berechnen, musst du die Rentenformel anwenden, die sich aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt. Diese Faktoren sind:

  • Die Entgeltpunkte, die deine persönlichen Beiträge zur Rentenversicherung widerspiegeln
  • Der Zugangsfaktor, der deine Abschläge oder Zuschläge je nach Rentenbeginn berücksichtigt
  • Der Rentenfaktor, der den Faktor deiner Rente bestimmt (z. B. 1 für Altersrente, 0,6 für Erwerbsminderungsrente)
  • Der aktuelle Rentenwert, der den Wert eines Entgeltpunktes in Euro angibt

Die Rentenformel lautet:

Rente = Entgeltpunkte × Zugangsfaktor × Rentenfaktor × aktueller Rentenwert

Um deine Entgeltpunkte zu ermitteln, musst du deine rentenversicherungspflichtigen Einkünfte der vergangenen und zukünftigen Jahre mit dem Durchschnittseinkommen aller Versicherten vergleichen. Für jedes Jahr, in dem du das Durchschnittseinkommen erreicht hast, erhältst du einen Entgeltpunkt. Für jedes Jahr, in dem du mehr oder weniger verdient hast, erhältst du entsprechend mehr oder weniger Entgeltpunkte.

Dein Zugangsfaktor ist abhängig von dem Zeitpunkt, wann du in Rente gehen möchtest. Wenn du bis zum regulären Rentenalter arbeitest, beträgt dein Zugangsfaktor 1. Wenn du früher oder später in Rente gehen möchtest, wird dein Zugangsfaktor entsprechend angepasst. Für jeden Monat, den du früher in Rente gehst, wird dein Zugangsfaktor um 0,003 reduziert. Für jeden Monat, den du später in Rente gehst, wird dein Zugangsfaktor um 0,005 erhöht.

Dein Rentenfaktor hingegen hängt von deiner gewählten Rentenart ab. Die häufigsten Rentenarten sind die Altersrente, die Erwerbsminderungsrente und die Hinterbliebenenrente. Der Rentenartfaktor ist für jede Rentenart unterschiedlich festgelegt. Für die Altersrente beträgt er 1, für die Erwerbsminderungsrente 0,6 und für die Hinterbliebenenrente je nach Fall zwischen 0,25 und 0,6.

Für die Ermittlung deines aktuellen Rentenwerts, musst du wissen, wie hoch der Wert eines Entgeltpunktes in Euro ist. Der Rentenwert wird jedes Jahr neu festgelegt und an die Lohn- und Preisentwicklung angepasst. Der aktuelle Rentenwert für 2024 beträgt 37,60 € in West- und Ostdeutschland.

Wenn du alle Faktoren kennst, kannst du deine Rente mit der Rentenformel berechnen. Du kannst auch einen Online-Rechner verwenden, der dir die Berechnung erleichtert. Zum Beispiel den der Deutschen Rentenversicherung.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Rentenregelungen

Um früher in die Rente zu gehen, musst du auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Rentenregelungen kennen und beachten. Es gibt verschiedene Rentenarten, die dir einen vorzeitigen Ruhestand ermöglichen, wie zum Beispiel:

  • Die Altersrente für langjährig Versicherte, die du ab 63 Jahren mit mindestens 35 Beitragsjahren erhalten kannst.
  • Die Altersrente für schwerbehinderte Menschen, die du ab 60 Jahren mit mindestens 35 Beitragsjahren und einem Grad der Behinderung von mindestens 50 % erhalten kannst.
  • Die Altersrente für Frauen (die bis einschließlich 31.12.1951 geboren sind), die du ab 60 Jahren mit mindestens 15 Beitragsjahren und mindestens 10 Beitragsjahren zwischen 40 und 60 Jahren erhalten kannst.
  • Die Altersrente wegen Arbeitslosigkeit oder nach Altersteilzeitarbeit, die du ab 63 Jahren mit mindestens 15 Beitragsjahren und mindestens 8 Jahren Arbeitslosigkeit oder Altersteilzeitarbeit in den letzten 10 Jahren erhalten kannst. Diese Art ist nur für dich relevant, wenn du bis einschließlich 31.12.1951 geboren bist.

Je nach Rentenart gelten unterschiedliche Voraussetzungen, die du erfüllen musst, um einen Anspruch auf eine Frührente zu haben. Du musst auch beachten, dass du deine Rente beantragen musst, sie wird dir nicht automatisch ausgezahlt. Du kannst deinen Rentenantrag online, telefonisch oder persönlich bei der Deutschen Rentenversicherung stellen. Als Tipp: Stelle deinen Rentenantrag mindestens 3 Monate vor dem gewünschten Rentenbeginn, um Verzögerungen zu vermeiden.

Vor- und Nachteile der frühen Rente

Die Vorteile einer Frührente liegen auf der Hand: Du hast mehr Freizeit, kannst dich deinen Interessen widmen, dich erholen oder reisen. Du musst dich nicht mehr dem Stress und dem Druck des Arbeitsalltags aussetzen und kannst deinen Lebensrhythmus selbst bestimmen. Du kannst auch mehr Zeit mit deinen Liebsten verbringen oder dich sozial engagieren. Kurz gesagt, du kannst dein Leben genießen, solange du noch gesund und fit bist.

Die Nachteile des früheren Ruhestands sind jedoch nicht zu unterschätzen: Du musst finanzielle Einbußen in Kauf nehmen, die sich im Laufe der Jahre summieren können. Gleichzeitig solltest du bedenken, dass die gesetzliche Rente oft nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard zu halten, und dass du eventuell zusätzliche private oder betriebliche Altersvorsorge benötigst. Du musst auch darauf achten, dass du nicht in eine soziale Isolation gerätst, wenn du den Kontakt zu deinen ehemaligen Kolleg:innen oder anderen Menschen verlierst.

Ist ein früher Ruhestand das Richtige für dich?

Früher in Rente zu gehen, ist für viele ein Wunschtraum und gleichzeitig von den individuellen Lebensstandards abhängig. Wie du abgesehen von deiner Rente für dein Alter vorsorgen kannst, erfährst du hier.