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Altersarmut bei Frauen: Ursachen, Folgen und Lösungen

Altersarmut bei Frauen, Oma mit Enkelin Pexels / Andrea Piacquadio

Altersarmut kann jeden treffen. Insbesondere für Frauen ist sie jedoch eine drängende Herausforderung, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. In diesem Artikel beleuchten wir die Ursachen und welche vorbeugenden Maßnahmen du frühzeitig ergreifen kannst, um deine finanzielle Zukunft im Alter zu sichern.

Was ist Altersarmut?

Altersarmut bedeutet, dass Menschen im Rentenalter nicht über ein existenzsicherndes Einkommen verfügen. In Deutschland lag die Armutsgefährdungsquote nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes bei 14,7 %. Für alle Personen ab 65 Jahren lag sie bei 18,3 %. Damit ist das Armutsrisiko für ältere Menschen besonders hoch. Die Erhebung zeigt auch, dass Frauen in allen Altersgruppen stärker gefährdet sind als Männer. Bei den Frauen liegt die Quote bei 15,4 %, bei den Männern bei 13,9 %. Und der Unterschied wird mit zunehmendem Alter noch größer: Bei den Senioren ab 75 Jahren liegt die Armutsgefährdungsquote bei 14,2 %, bei den Seniorinnen bereits bei 20,6 %.

Die Ursachen von Altersarmut bei Frauen

Altersarmut bei Frauen kann verschiedene Ursachen haben, die sowohl mit dem Arbeitsmarkt als auch mit der individuellen Lebensgestaltung zusammenhängen. Zu den wichtigsten Faktoren zählen:

Gehaltsunterschiede zwischen Frauen und Männern

Derzeit verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 18 % weniger pro Stunde als Männer. Hierbei handelt es sich um den unbereinigten Gender Pay Gap.  

Der unbereinigte Gender Pay Gap wird als Differenz zwischen den durch­schnittlichen Brutto­stunden­verdiensten von Frauen und Männern in Prozent des durchschnittlichen Brutto­stunden­verdienstes männlicher Beschäftigter definiert (…) Zu berück­sichtigen ist, dass es sich hierbei um die Lohnlücke ohne Anpassungen handelt. Enthalten ist hier auch der Verdienst­unterschied, der beispielsweise auf die Ausübung unterschiedlich bezahlter Berufe, unterschiedliche Karrierelevel oder Qualifikationen von Frauen und Männern zurückzuführen ist.

Statistisches Bundesamt

Der Gender Pay Gap kann verschiedene Ursachen haben, u. a. die Tatsache, dass Frauen häufiger in Branchen oder Berufen arbeiten, die schlechter bezahlt werden. Gleichzeitig sind Frauen seltener in Führungspositionen zu finden, die mit höheren Gehältern verbunden sind. Darüber hinaus wirken sich Teilzeitarbeit, Erwerbsunterbrechungen wegen Kinderbetreuung und geringfügige Beschäftigung negativ auf das Einkommen und damit auch auf die Rente aus. Die Einkommensschere öffnet sich vor allem ab Anfang 30.

Familiäre Verpflichtungen und Care-Arbeit

Wie erklärt sich der Lohnunterschied ab 30 Jahren? In diesem Alter beginnen die meisten Paare eine Familie zu gründen und Frauen übernehmen nach wie vor den Großteil der unbezahlten Arbeit im Haushalt und bei der Kinderbetreuung (die sogenannte Care-Arbeit). Diese Verpflichtungen führen häufig dazu, dass Frauen ihre Karriere unterbrechen oder reduzieren müssen, um sich um die Familie zu kümmern. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder:

Auswirkungen der Altersarmut bei Frauen

Wie bereits erwähnt, kann Altersarmut bei Frauen nicht nur finanzielle, sondern auch soziale und gesundheitliche Folgen haben. Diese 3 wichtigen Aspekte sind am stärksten betroffen:

Lebensqualität: Finanzielle Unsicherheit im Alter kann vor allem die Lebensqualität von Frauen beeinträchtigen. Sie müssen dann mit knappen Mitteln auskommen und können sich Dinge, die das Leben erleichtern, nicht mehr leisten. Selbstverständlichkeiten wie neue Kleidung, ein Hobby oder ein Geschenk für die Enkelkinder fallen dann weg. Gleichzeitig müssen sie Abstriche beim Wohnen machen und unerwartete Ausgaben wie eine kaputte Waschmaschine oder eine hohe Zahnarztrechnung fürchten.

Gesundheit: Wenn das Geld im Alter knapp wird, leidet am schnellsten die Gesundheit. Auslöser kann der eingeschränkte oder fehlende Zugang zu medizinischer Vorsorge oder gesunder Ernährung sein. Notwendige Medikamente, Hilfsmittel oder Therapien werden plötzlich zum Luxus, sodass chronische Krankheiten, Schmerzen oder auch psychische Probleme nicht behandelt werden können.

Soziale Isolation: Finanzielle Schwierigkeiten können insbesondere bei alleinstehenden Frauen zu sozialer Isolation führen, da diese aufgrund ihrer Armut nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Kosten für öffentliche Verkehrsmittel, Eintrittsgelder oder auch Mitgliedsbeiträge können nicht bezahlt werden und der Kontakt zu Angehörigen oder Freund:innen leidet darunter.

Maßnahmen und Tipps zur Bekämpfung von Altersarmut

Um Altersarmut bei Frauen zu vermeiden oder zu verringern, sind verschiedene Maßnahmen auf unterschiedlichen Ebenen erforderlich. Einige dieser Maßnahmen können von den Frauen selbst ergriffen werden, andere hängen von externen Faktoren ab. Dazu gehört die Lohngleichheit, die noch nicht in allen Berufsgruppen erreicht ist. In diesem Zusammenhang wird häufig auch von Equal Pay gesprochen, also der Forderung, dass Frauen und Männer für gleichwertige Arbeit auch den gleichen Lohn erhalten.

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Der Gender Pay Gap kann derzeit durch gesetzliche Regelungen, Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen geschlossen werden und stellt sicher, dass Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer. Darüber hinaus sollten Frauen in allen Branchen und Berufen vertreten sein, damit sie in Führungspositionen mitbestimmen und ihre eigene Alterssicherung verbessern können. Gleichstellungsbeauftragte, Gleichstellungspläne, aber auch Antidiskriminierungsgesetze und flexible Arbeitszeitmodelle können dabei helfen.

Eine weitere wichtige Voraussetzung für eine ausreichende Alterssicherung von Frauen ist die Familienpolitik. Das bedeutet, dass Staat und Gesellschaft Frauen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen. Frauen sollten die Möglichkeit haben, ihre Kinder in qualitativ hochwertigen, bedarfsgerechten und bezahlbaren Einrichtungen betreuen zu lassen, damit sie, wenn sie es wünschen, wieder erwerbstätig werden oder in ihren alten Beruf zurückkehren können. Auch hier können Maßnahmen wie Teilzeit, Gleitzeit, aber auch Homeoffice helfen, die sich an den Bedürfnissen der Familien orientieren. Gleichzeitig können Maßnahmen wie Elterngeld oder Partnerschaftsbonus zur Finanzierung der Elternzeit genutzt werden.

Altersarmut bei Frauen, alte Frau mit Ehemann im Beratungsgespräch
Pexels / Kampus Production

Die Einkommensunterschiede von Frauen, die aufgrund von Lohnunterschieden oder Teilzeitarbeit geringe Rentenansprüche haben, sollten daher ausgeglichen werden. Dazu können die Grundrente, die Mindestrente und eine Rentenversicherung dienen. Eine weitere Absicherung ist aber auch die private oder betriebliche Altersvorsorge, die Frauen zusätzlich zur gesetzlichen Rente ein Einkommen verschafft, um weiterhin finanziell abgesichert zu sein. Die Maßnahmen sind allerdings nur möglich, wenn du dich mit deinen Finanzen beschäftigst und allein oder mit deinem/deiner Partner:in einen Fahrplan bis zur Rente aufstellst, um keine Angst vor Altersarmut haben zu müssen.

Die nächsten Schritte für dich

Zum Thema Female Finance haben wir bereits mit Dilek Knüpfer gesprochen. Sie empfiehlt allen Kund:innen, sich frühzeitig mit der Finanzplanung zu beschäftigen. Regelmäßige Veranstaltungen zum Thema findest du aber auch im Veranstaltungskalender der Haspa.

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